Ausflug in das Deutsche Literaturmuseum der Moderne

Ausstellung Thomas Mann in Amerika

Zur Ausstellung „Thomas Mann in Amerika“ im Deutschen Literaturmuseum der Moderne in Marbach am Neckar trafen sich am 27. April 2019 rund zehn Mitglieder der Bezirksgruppe Baden-Württemberg. Nach herzlicher Begrüßung ging es mit einer exzellenten Führung in die Ausstellung. Sie schildert anhand etlicher Schriftexemplare (Briefe, Zeitungsausschnitte, Tagebuchnotizen) Thomas Manns Aufenthalt im amerikanischen Exil 1938-52 und fragt nach dessen Folgen für den Schriftsteller.

 

Der Weg in die Ausstellung führt an einem Poesieautomaten von Hans Magnus Enzensberger vorbei, der auf Knopfdruck mögliche Orakel dichtet, was uns sehr gespannt auf das Folgende stimmte.

 

Thomas Mann zählt zu den wichtigsten prominenten Gegnern des Nationalsozialismus und kehrte bereits 1933 nach einer Vortragsreise im Ausland nicht mehr nach Deutschland zurück. 1938 siedelte er nach Amerika über. Seiner Rolle als kulturelle Leitfigur bewusst, verkündete er bei seiner Ankunft in New York „Wo ich bin, da ist Deutschland“. Durch Vermittlung seiner Gönnerin Agnes Meyer erhielt er eine Gastprofessur an der Universität Princeton. 1941 nahm er eine Stelle als Referent in der Bibliothek des Kongresses (Library of Congress) an. Dies erlaubte finanziell den Umzug nach Los Angeles, das der Schriftsteller wegen des milden Klimas und des hollywoodschen Glamours Princeton vorzog. 1944 nahm er die amerikanische Staatsbürgerschaft an.

 

Thomas Mann hielt Vorlesungen, seine Werke waren erfolgreich, er genoss internationales Ansehen und erhielt mehrere amerikanische Ehrendoktorwürden. Er vertrat anti-nationalsozialistische Ansichten in seinen Briefen, politischen Essays und Vorträgen und befürwortete die amerikanische Demokratie. Auch bemühte er sich sehr, deutschsprachige, insbesondere jüdische Flüchtlinge in Europa und Amerika zu unterstützen.

 

Die Situation änderte sich jedoch nach dem Ende des zweiten Weltkrieges. Amerika war dominiert vom Kalten Krieg und dem Antikommunismus. 1949 geriet Thomas Mann ins Visier der Antikommunistenjäger des Senators McCarthy. Seine positive Meinung über Amerika veränderte sich. Schließlich legte er jegliche politische Aktivität ab und bemerkte: „Die Welt braucht Frieden, aber ich brauche ihn auch“. Er kehrte nach Europa zurück. Deutschland erschien zunächst als versprechendes Refugium, jedoch ließ sich Mann 1952 aus politischen Gründen in der Schweiz nieder. Dort verbrachte er die letzten drei Jahre seines Lebens.

 

Nach ausgiebiger Diskussion mit der fachkundigen Mann-Expertin, die uns führte, gab es Kaffee und Kuchen in dem schmucken Museumscafé. Dies bot Gelegenheit zu neuen Bekanntschaften, herzlichem Austausch und gemütlichem Zusammensein.

 

Als Schauer und Sturm nachgelassen hatten, wurde eine gemächliche Tour unternommen durch das malerische, sehr gut erhaltene Marbach mit seinen vielen Fachwerkhäusern hauptsächlich aus dem 17. Jahrhundert. Besonderes Augenmerk galt Schillers Geburtshaus, den verschiedenen Türmen der Stadtmauer und der Marktstraße mit Rathaus.

 

Maria Bsse. v. Holtey