Baltisches Basiswissen

Bewahren und Weitergeben

Was ist eigentlich “Basiswissen” für Balten und kann man es an einem einzigen Tag vermitteln? Die Bezirksgruppe Bayern unternahm diesen Versuch, nicht ohne Erfolg. Referenten aus ganz Deutschland kamen nach München in den St Georg Club, eine Treffpunkt der Vereinigung des Adels in Bayern e.V, und um die 30 Zuhörer fanden sich ein. Besonders erfreulich war der hohe Anteil an jungen Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen.

 

Der Vormittag war der baltischen Geschichte gewidmet. Heiner von Löwis of Menar berichtete über die Zeit der Landnahme und des Livländischen Ordensstaates. Prof. Joachim von Below-Dünnow beleuchtete die Epoche, in der die baltischen Länder zu Polen und Schweden gehörten und Gregor von Kursell übernahm die russische Zeit.

 

Am Nachmittag erklärte Arved v. Oettingen die Arbeit der Genealogen der Ritterschaften und die Grundlagen des Fachs. Wolf Baron v. Bucholtz präsentierte eine Einführung in die Heraldik mit vielen Bezügen zu den Wappen baltischer Familien. Anschließend gaben die Referenten noch Empfehlungen zu den wichtigsten Standardwerken, die in jeden baltischen Bücherschrank gehören. Krönender Abschluss des Seminars war Dr. Lothar Kaehlbrandt, Jahrgang 1927 und bekannt als „Tari aus Riga“, mit seinen Geschichten und Pratchen aus dem Baltikum, vorjetragen im echt baltischen Tonfall.

 

Das Experiment ist also geglückt, auch wenn nicht alle Kinder es bis in den Nachmittag ausgehalten haben. Die Idee hinter der Veranstaltung war, dass das Wissen über das Baltikum, seine Geschichte und das Leben unserer Vorfahren in jeder Generation abnimmt. Nicht in jeder Familie gibt es jemanden, der den Kindern und den eingeheirateten Ehepartnern über die alte Zeit erzählt. Zudem nimmt die Anzahl derjenigen, die diese Zeit noch selbst erlebt haben, von Jahr zu Jahr ab. Daher ist es wichtig – überlebenswichtig – dass der Verband und alle seine Unterabteilungen hier einspringen und solche Informationen in allen möglichen Formaten immer wieder anbieten. Unser Verband ist kein historisches Seminar, sondern eine lebendige Gemeinschaft, aber ohne Wissen um die gemeinsame Vergangenheit nimmt langfristig die Bindung ab. Lebendig in diesem Sinne was auch das Basisseminar, bei dem nicht nur interessante und ansprechen präsentierte Informationen geboten wurden, sondern auch viel Gelegenheit für Gespräche und natürlich auch leibliche Stärkung.

 

Zum Glück verfügen die Ritterschaften über hervorragende Experten für die verschiedenen Sachthemen, die auch bereit sind, von weither anzureisen, um ihr Wissen weiterzugeben. Der Name „Basisseminar“ war dabei mehr ein Signal an die Zielgruppe: „Achtung, wir sprechen gerade diejenigen an, die noch nicht so viel Ahnung haben, aber sich dafür interessieren“. Die Bezirksgruppe Bayern jedenfalls wird solche Basisseminare mit wechselnden Themen und für verschiedene Altersgruppen weiterhin anbieten.

 

Peter Baron v. Korff und Gregor v. Kursell