Utrecht Caravaggio und Europa

Ausstellungsbesuch in München am 14. Mai 2019

Wann hat man schon mal die Chance, gleich vier Originalwerke von Caravaggio in einer Ausstellung zu sehen? Eines davon, die Grablegung Christi, wird vom Vatikanischen Museum, wenn überhaupt, jeweils nur für einen Monat ausgeliehen. Die 13 Teilnehmer, die am 14. Mai an einer Führung der Bezirksgruppe Bayern in der Alten Pinakothek in München teilnahmen, hatten das Glück, auch dieses Monumentalwerk kurz vor seiner Rückreise nach Rom noch zu erleben. Die Ausstellung läuft weiter und endet am 21. Juli.

 

Die Gemälde des Michelangelo Merisi gen. Caravaggio (1571 – 1610) wurden in der vielbesuchten Ausstellung „Utrecht Caravaggio und Europa“ zusammen mit zahlreichen Werken zeitgenössischer Malerkollegen aus Italien, Frankreich, Flandern und den Niederlanden gezeigt. Unter ihnen Dirck van Barburen, Hendrick ter Brugghen und Gerard van Honthorst, alle aus Utrecht, die um 1600 die lange Reise nach Rom unternahmen, um in dem damaligen kulturellen Zentrum der Welt die Werke Caravaggios zu studieren. Er galt schon zu Lebzeiten als Neuerer, ja Umstürzler in der Malerei. Seine realistisch wirkenden Darstellungen biblischer Themen (bis hin zu sonnengegerbter Haut und schmutzigen Füßen der Heiligen), seine Maltechnik mit besonderen Farbrezepturen (die er aber nicht preisgab) und vor allem sein Umgang mit Licht und Schatten (er grundierte seine Leinwand mit Kohlenstoff, so dass die Farben und Lichteffekte auf dem dunklen Hintergrund kontrastreicher und plastischer wirkten) inspirierten die jungen Caravaggisten in Rom zu eigenen Interpretationen der biblischen aber auch weltlicher Motive.

 

Etliche ihrer damals entstandenen Werke für römische Kirchen und Palazzi in der Münchner Ausstellung gegenüber gestellt und Esther Emmerich, vielbeschäftigt mit Führungen in den Pinakotheken und eine Freundin von Marie v. Korff, der Organisatorin dieses Nachmittags, schärfte den Blick der Besucher für die Gemeinsamkeiten und Besonderheiten der Werke. Die Niederländer wurden, zurück in Utrecht, zu erfolgreichen Malern und ihre von Caravaggio abgeschaute Hell-Dunkel-Malerei habe bald darauf auch Rembrandt beeinflusst, erläuterte die Kunsthistorikerin.

 

Bei Tee und Gebäck im Museums-Café klang dieser anregende Nachmittag aus.

Renate v. Samson-Himmelstjerna