Meteroitensuche in der Ostantarktis

Queen Maud Land

„Meteoritensuche in der Ost-Antarktis“ war das Thema eines außerordentlich interessanten Vortrages zu dem PD Dr. Udo Barckhausen und seine Frau Marie-Christine in Ihr Haus nach Hannover Isernhagen-Süd einluden.

 

Die Antarktis umfasst die um den Südpol gelegenen Land- und Meeresgebiete, also den Kontinent Antarktika (13,2 Mill. km², vgl. Europa 10,2 Mill. km²) und den Südlichen Ozean südlich von 60°S. Die exakte Fläche des Festlandbereiches ist nicht bekannt, weil große Teile der dauerhaften Eisbedeckung am Rande aus Schelfeis besteht, das Wasserflächen und Meeresbuchten überdeckt.

 

Nach der Entdeckung der ersten Meteoriten in der Antarktis im Rahmen der ersten Südpol-Expeditionen erkannte man im Laufe des 20. Jahrhunderts die Möglichkeiten, die sich hieraus für die astrophysikalische Forschung darboten. Seitdem wird systematisch von vielen internationalen Forschungsgruppen in der Antarktis auch weiterhin nach Meteoriten gesucht, die im Eis sehr gut konserviert sind. Die Meteoriten bestehen aus extraterrestrischem Material, das seit der Frühzeit des Sonnensystems weitgehend unverändert geblieben ist und viele Informationen über dessen Entstehung enthält. In günstigen Fällen sind im Falle der Antarktis-Meteoriten auch Rückschlüsse auf die Klimageschichte der Erde möglich. Man kann aus radioaktiven Zerfallsreihen das „terrestrische Alter“, also die Zeit seit der Ankunft eines Meteoriten auf der Erde, bestimmen. In Kombination mit Kenntnissen über die Eisflüsse der Antarktis-Gletscher lässt sich daraus die Entwicklung der Eisbedeckung in vergangenen Warmzeiten ableiten.

 

Das Transantarktische Gebirge (Queen Maud Land) in der Ostantarktis war für das Forscherteam der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, Hannover, das Ziel für ihre Meteoritensuche im Jahre 2007/2008. Durch katabatische Winde und Sublimation werden die sich mit und in dem Eis bewegenden Meteoriten speziell am Rande des Gebirges festgehalten und angereichert. Die Überlegung war, eben dort eine große Konzentration von Meteoriten auf den blauen, dünneren, glatten Eisfeldern am Rande des Gebirges zu finden.

 

Die Expedition startete von Kapstadt aus mit einem Versorgungsflug zum russischen Flugfeld von Novolazarevskaja. Von dort wurden das vierköpfige Forscherteam und seine Ausrüstung mit einem kleinen Flugzeug mit Kufenfahrwerk in ihr Camp am Rande des Polarplateaus auf ca. 2500m Seehöhe gebracht. Bei Temperaturen von -15° bis -35° Grad C und ständigem, teils sehr heftigem Wind diente das Zeltcamp als Basis für die Meteoritensuche, die allerdings wegen der Witterungsverhältnisse immer wieder für Tage unterbrochen werden musste. In den kurzen Phasen verhältnismäßig guten Wetters hieß es, sich sehr warm anzuziehen, die Schlitten zu packen und trotz vieler Schwierigkeiten mit Schnee, Kleidung und Material die blauen, glatten Eisfelder mit ihren Meteoriten zu finden. Auch einige Gipfelbesteigungen von aus dem Eis ragenden Bergespitzen fanden auf diesen Wegen statt.

 

Wegen der hohen Windgeschwindigkeiten wurden nur vergleichsweise große Meteorite mit einem Gewicht ab einigen 100 Gramm gefunden. Die sehr viel häufiger auftretenden kleineren Meteoriten werden unter diesen Bedingungen in Schneefelder und Spalten geblasen und sind damit unauffindbar. Insgesamt blieb die Ausbeute deshalb mit 16 Exemplaren hinter den Erwartungen zurück, dafür sind aber einige sehr schöne und seltene Stücke dabei wie ein 33 Kilogramm Eisenmeteorit.

 

Nach 54 Tagen wurde, mit kurzem Aufenthalt auf der russischen Basisstation, einem erfrischenden Bad (bei 1°C), neuen und sauberen Kleidern und einer guten Mahlzeit endlich die Rückreise über die norwegische Station Troll zurück nach Kapstadt angetreten.

 

Wir danken Udo Barckhausen für seinen faszinierenden Vortrag. Er führte uns in eine für uns unbekannte Welt – die Antarktis - und ließ uns teilhaben an seinen unvergesslichen Erfahrungen mit der Meteoritensuche seiner Forschungsexpedition.

 

Dr. Veronika Baronin v. Hahn