Ausstellung "Die Brücke"

Am 16. Februar 2019 traf sich ein rundes Dutzend Mitglieder der Bezirksgruppe Baden-Württemberg in Baden-Baden, um die farbenfrohen Werke des deutschen Expressionismus im Museum Frieder Burda zu sehen.

 

Zunächst wurden wir aber von Baron Rosen, dessen Gattin leider erkrankt war, mit Speis und Trank gestärkt, um dieser geballten Farbenpracht besser gewachsen zu sein. Die farbliche und geschmackliche Vielfalt der Tafel stimmte uns jedenfalls angemessen auf das Kommende ein. Wir danken unserem Gastgeber an dieser Stelle für die gebotene Stärkung, die Organisation des Besuchsprogramms und die Gelegenheit zu einem herzlichen und interessanten Austausch zwischen den Teilnehmern.

 

Dann ging es zum Museum, in dem eine fachkundige Führung auf uns wartete. Die Künstlervereinigung Die Brücke bereite maβgeblich den Weg der deutschen Kunst in die Moderne vor: Ihre Bilder reflektieren ein neues Lebensgefühl und die Auflehnung gegen die traditionelle Malerei.

 

Wesentliche malerische Merkmale sind eine kontrastreiche, intensive Benutzung von Farbe sowie die Veränderung der Form durch bewusste Vereinfachung. Die Farbe wurde teilweise direkt aufgetragen, manchmal aber auch mit Benzin verdünnt, um ein schnelleres Arbeiten zu ermöglichen.

Im Gegensatz zum französischen Fauvismus waren für die Brücke-Maler neben der malerischen Form und Bildkomposition auch die seelisch-psychischen Momente wichtig. Dabei wandten sie sich vom Menschenbild des 19. Jahrhunderts ab und stellten bisherige Tabuthemen in ihren Malereien dar. Zu den bevorzugten Motiven der Brücke-Maler zählten der Mensch in Bewegung, Zirkus und Varieté, die Nacht, das Hintergründige, Mensch und Natur, Tanz, Leben in der Großstadt, Akte und Badende.

 

Zwischen 1905 und 1914 schufen die Brücke-Mitglieder – Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner, Otto Mueller, Emil Nolde, Karl Schmidt-Rottluff und Max Pechstein – eine Vielzahl von Werken. Nach und nach zogen die Mitglieder nach Berlin, wo das Leben in der Großstadt sie nachhaltig beeinflusste. Hier kamen sie erstmals mit den Werken des Kubismus und des Futurismus in Berührung, deren Stilelemente in ihre eigenen Bilder einflossen.

 

Auch wenn die Brücke-Mitglieder nach wie vor zusammenarbeiteten, löste sich der Gruppenstil langsam auf, und mehrere Individualstile nahmen seinen Platz ein. Hinzu kam, dass sich Kirchner zunehmend als das Genie der Gruppe sah, von dem die anderen nur kopiert hätten. Um seinen Führungsanspruch zu untermauern, datierte er sogar einige seiner Bilder vor. Im Mai 1913 beschlossen daraufhin die übrigen Mitglieder die Auflösung der Gruppe.

 

Dieser Missklang am Ende einer Künstlerfreundschaft verhinderte jedoch nicht, dass die anfangs vom Kunstbetrieb und den Akademien ausgeschlossenen Künstler zu Weltruhm gelangten und andere Künste beeinflussten. So erlangten in den Jahren der Weimarer Republik vor allem die ehemaligen Brücke-Mitglieder Emil Nolde, Max Pechstein und Ernst Ludwig Kirchner große Popularität und offizielle Anerkennung. So schenkte die Reichsregierung der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) in Genf ein monumentales Glasfenster von Max Pechstein.

 

Die Bilder der Künstlergruppe hatten darüber hinaus einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung des deutschen Films der 1920er und 1930er Jahre. Regisseure wie Fritz Lang und Friedrich Wilhelm Murnau zitierten in ihren Werken Stilmittel der Expressionisten.

 

Über den letzten Teil des Programms hätte der Verfasser dieser Zeilen eigentlich lieber geschwiegen, da er seine Unfähigkeit (oder die des Navigationsgeräts seines Autos) offenlegte, den Scherrhof, eine romantische Gaststätte im tiefen Schwarzwald zu finden. Nachdem er diesen verwunschenen Ort nach geraumer Zeit schlieβlich gefunden hatte, wurden seine Gattin und er selbst aber mit einem herzhaften Wildgericht und weiteren netten Gesprächen mit lieben Abendtischnachbarn mehr als entschädigt.

Hans-Friedrich v. Rohland